AUSGEBREMST UND AUFGEHOLT

Nach dem spektakulären Auftakt im chinesischen Yanqing vergleicht sich die Rodel-Weltspitze an zwei Wochenenden in Folge im Sliding Center Sanki von Sotschi. Ursprünglich war die Fortsetzung der Weltcupsaison in Whistler und Lake Placid vorgesehen, aufgrund der anhaltenden Pandemie und Einreiseregelungen hatte man seitens des Weltverbandes im Vorfeld umdisponiert und die Olympiabahn in Krasnaja Poljana als Ersatz für die Nordamerika-Rennen nominiert.
 
Pech für Doppelsitzer
In Abwesenheit der amtierenden Gesamtweltcup-Sieger Thomas Steu und Lorenz Koller, die nach dem Trainingssturz und der Verletzung des Vorarlbergers das Sotschi-Doppel versäumen, feierte das lettische Brüderpaar Andris und Juris Šics ihren fünften Weltcupsieg im Doppelsitzer. Das neu formierte russische Gespann, Andrei Bogdanov und Iurii Prokhorov, belegte bei ihrem Heimrennen vor den Doppel-Olympiasiegern Tobias Wendl und Tobias Arlt (GER) Rang zwei. Unbelohnt blieb der Auftritt von Yannick Müller und Armin Frauscher, die gleich im ersten Lauf Materialpech hatten. Das linke Zugband, das dem Untermann für die Beschleunigen des Schlittens dient, war beim ersten Start gerissen und unter die Schiene gekommen. Das Duo, das beim Weltcupauftakt in Yanqing in der Vorwoche mit Platz vier aufhorchen ließ, verlor trotz sauberer Linie viel Zeit und musste sich mit Halbzeitrang 14 begnügen. Dank der achtschnellsten Laufzeit im Finale verbesserten sich Müller/Frauscher noch um zwei Plätze. Juri Gatt und Riccardo Schöpf die im Vorjahr ihre erste komplette Weltcupsaison absolviert haben, beendeten ihr Renndebüt im Sliding Center Sanki nach Halbzeitrang 17 und einem Kippsturz im zweiten Lauf auf Platz 22.
 
Egle mit fulminanter Aufholjagd
Bei den Damen entwickelte sich bedingt durch die feuchter werdende Witterung und einer nachlassenden Bahn ein hochspannender Rennverlauf. Der Doppel-Weltmeisterin Ekatarina Katnikova (RUS) gelang dank einer niedrigen Startnummer und sauberen Linie die Bestzeit, hinter der Halbzeitführenden lagen Anna Berreiter (GER) und Viktoriia Demchenko (RUS) in Lauerstellung. Für die später gestarteten Mit-Favoritinnen galt es den Rückstand auf der schlechter werdenden Bahn in Grenzen zu halten und den Spieß mit der gestürzten Startreihenfolge in Durchgang zwei umzudrehen. Am eindrucksvollsten gelang das der Auftaktsiegerin von Yanqing, Madeleine Egle. Die 23-jährige Rinnerin, zur Halbzeit mit einer knappen Sekunde Rückstand auf Rang 21, katapultierte sich mit der Bestzeit im Finale noch auf Platz sieben. Den Sieg sicherte sich Berreiter,  die Deutsche schlüpfte damit auch ins gelbe Trikot. Die Halbzeitführende Ekatarina Katnikova fiel auf Rang sechs zurück. Hannah Prock, der mit der fünftschnellsten Zeit ein starker erster Lauf gelang, büßte im zweiten Durchgang trotz ansprechender Linie acht Positionen ein und belegte Platz 13. Lisa Schulte, die in der Vorwoche mit Rang drei ihre Podest-Premiere im Weltcup feierte, beendete das Rennen auf Platz 17.
 
Am Sonntag folgt die Entscheidung der Herren, wo die heimischen Hoffnungen auf den Schultern von Reinhard Egger, David und Nico Gleirscher, Wolfgang Kindl und Jonas Müller ruhen. Abgerundet wird die zweite Weltcupentscheidung 2021/22 mit einer weiteren Team-Staffel.
 
Stimmen:
Madeleine Egle:
„Das Wetter hat das Rodeln heute nicht einfacher gemacht, wichtig war, dass ich mich im Vergleich zum Training deutlich steigern konnte. Mit dem zweiten Lauf bin ich sehr zufrieden, ich hoffe natürlich, dass ich morgen ähnlich gut treffe.“
 
Armin Frauscher:
„Das gerissene Zugband war bis zur Kurve drei unter der Schiene und hat uns stark eingebremst. Das ist doppelt ärgerlich, da uns der Lauf an sich sehr gut gelungen ist und wir uns im Vergleich zur eher durchwachsenen Vorbereitung deutlich steigern konnten. Der zweite Durchgang war punkto Linie dann nicht mehr so sauber, die achtschnellste Zeit ist so gesehen sehr positiv. Wir freuen uns auf den morgigen Staffel-Bewerb und haben dann die Chance uns in weitere Trainingsläufen die Bahn für die Revanche am kommenden Wochenende noch besser zu erarbeiten.“
 
Rene Friedl (ÖRV-Cheftrainer und Sportdirektor):
„Im Unterschied zu anderen Top-Nationen haben wir in Sotschi in der Vorbereitung keine Trainingswoche abgehalten, uns fehlt etwas die Sicherheit, die herausfordernden Bahnverhältnisse kamen erschwerend hinzu. Wir wussten, dass wir uns hier ein Stück weit schwerer tun werden, sind mit den heute gezeigten Leistungen nicht unzufrieden. Müller/Frauscher sind gut gerodelt, hatten aber mit dem Zugband am Start ziemliches Pech. Madeleine Egle hat sich gegenüber dem Training ordentlich gesteigert und mit der Bestzeit ihre Klasse gezeigt. Auch Hannah Prock hat mit ihrer guten Leistung Selbstvertrauen tanken können. Morgen sind ähnlich schwierige Verhältnisse zu erwarten, mit unseren Herren ist hoffentlich wieder zu rechnen, auch die Staffel verspricht viel Spannung.“

2. EBERSPÄCHER Rennrodel-Weltcup/Sotschi/Ergebnisse:

Damen

1.Anna BerreiterGER1:40.649
2.Kendija AparjodeLAT+0.107
3.Viktoriia DemchenkoRUS+0.268
7.Madeleine EgleAUT+0.384
13.Hannah ProckAUT+0.591
17.Lisa SchulteAUT+0.779


Doppelsitzer

1.Andris Sics/Juris SicsLAT1:39.783
2.Andrei Bogdanov/Iurii ProkhorovRUS+0.120
3.Tobias Wendl/Tobias ArltGER+0.229
12.Yannik Müller/Armin FrauscherAUT+1.532
22.Juri Gatt/Riccardo SchöpfAUT+27.133