Am kommenden Wochenende startet die Kunstbahn-Elite in den Weltcup-Winter 2024/2025. Schauplatz ist die 15 Kilometer nördlich von Lillehammer gelegene Olympiabahn in Hunderfossen, wo erstmals nach 2020 wieder um Weltcuppunkte gerodelt wird. Mit dem Mixed Weltcup feiert ein neues Rennformat Premiere.
Mit acht WM-Medaillen, vier EM-Titeln, 14 Siegen im Weltcup und dem Triumph im Doppelsitzer-Gesamtweltcup der Herren haben Österreichs Olympiarodler letzte Saison nichts anbrennen lassen. Diesen Erfolgslauf fortzusetzen ist die Herausforderung und das erklärte Ziel der heimischen Asse, die dem bevorstehenden Weltcupauftakt mit Spannung und einer großen Portion Vorfreude entgegenblicken. Nach dem ein halbes Jahr die Materialentwicklung und der physische Formaufbau vorangetrieben wurde, stand das Paket zuletzt acht Wochen auf Eis auf dem Prüfstand. Die aktuell von allen Nationen genützte Trainingswoche erlaubt grobe Einschätzungen, wie gut über den Sommer gearbeitet wurde, wird sich allerdings erst am bevorstehenden Rennwochenende zeigen.
Gemischte Premiere
Beim Weltcupauftakt auf der Olympiabahn von 1994 sind am Samstag zunächst die Damen im Doppelsitzer und Einsitzer gefordert, anschließend starten die Herren Doppelsitzer in die Saison. Am Sonntag (1.12.) steht zunächst die Entscheidung im Herren Einsitzer auf dem Programm, abgerundet wird das erste Kräftemessen der Saison mit der Premiere der Mixed Rennen, die den Sprint Weltcup ersetzen. Dabei treten jeweils ein Herr und eine Dame im Einsitzer beziehungsweise ein Herren- und ein Damen-Doppelsitzer gegeneinander an. Mit dem Abschlag eines Touchpads im Zielbereich öffnet sich das Startgate für den zweiten Schlitten, pro Nation dürfen je zwei Mixed Teams teilnehmen. Sofern eine Nation keine eigene Mixed Mannschaft stellen kann, sind auch gemischte Teams aus zwei Nationen zugelassen. Der Bewerb, wo nach Lillehammer auch in Altenberg und PyeongChang um Weltcuppunkte gerodelt wird, erfährt von 6.-8. Februar 2025 in Whistler seine WM-Premiere.
Zehn ÖRV-Schlitten gesetzt
Abgesehen von Hannah Prock, die aufgrund ihrer anhaltenden Schmerzen durch ein verschobenes Kreuzbein eine mehrwöchige Therapie durchläuft und im Rahmen der Österreichischen Meisterschaften Ende Dezember ihr Comeback anstrebt, tritt das ÖRV-Team in Lillehammer in Bestbesetzung an. Die starke Vorstellung in der Vorsaison macht sich auch in der Gesetzenliste bemerkbar, die pro Disziplin jeweils 12 Schlitten umfasst und sich aus den Wertungen der vergangenen drei Weltcuprennen zusammensetzt.
Bei den Herren sind David Gleirscher, Wolfgang Kindl, Jonas Müller und Nico Gleirscher im Einsitzer ebenso für den Weltcupauftakt gesetzt, wie ThomasSteu/Wolfgang Kindl, Yannick Müller/Armin Frauscher und Juri Gatt/Riccardo Schöpf im Doppelsitzer. Bei den Damen sind Selina Egle/Lara Kipp im Doppelsitzer, sowie Lisa Schulte und Madeleine Egle im Einsitzer gesetzt. Barbara Allmaier und Dorothea Schwarz haben im Nationencup die Chance sich für den Weltcupauftakt im Einzel zu qualifizieren, Noah Kallan ist in der Qualifikation, die am Freitag gerodelt wird, als Zusatzfahrer nominiert. Pro Nation dürfen im Weltcup wie gehabt maximal vier Einsitzer und drei Doppelsitzer eingesetzt werden, neu ist hingegen die Startreihenfolge.
Ab sofort eröffnen im Einsitzer die Plätze 5 bis 1 aus dem Nationencup den ersten Rennlauf, wobei der Erstplatzierte aus der Qualifikation die Startnummer 5 erhält. Ab Startnummer 6 folgt die Gesetztengruppe nach Auslosung, beginnend mit den Platzierungen 7 bis 12, gefolgt von den Platzierungen 1 bis 6. Anschließend starten die restlichen Schlitten, beginnend mit dem 6. Platzierten aus dem Nationencup. Im Doppelsitzer starten die ersten drei Platzierten aus dem Nationencup vor der Gesetztengruppe. Die 20 besten Einsitzer bzw. 18 besten Doppelsitzer qualifizieren sich für den zweiten Durchgang, in der Entscheidung wird da wie dort in umgekehrter Reihenfolge gestartet, die Halbzeitführenden gehen als letzte in die Bahn.
Stimmen:
Lisa Schulte:
„Es gibt schon noch ein paar Kleinigkeiten, an denen ich arbeiten muss. Die Startkurve ist ziemlich tricky, bei ein paar Passagen tu ich mir noch etwas schwer, aber es wird. Ziel ist dort anzuschließen, wo ich im Vorjahr aufgehört habe, im Vordergrund steht Konstanz in meine Leistung zu bringen.“
Selina Egle:
„Der Start war bisher unsere Schwäche, hier haben wir am meisten Luft nach oben, entsprechend war unser Programm im Sommer ausgelegt. Der Schwerpunkt lag in der Verbesserung der Athletik und Schnellkraft. Zwischendurch haben wir ein wenig dosieren müssen, da Lara wieder leichte Probleme mit der Bandscheibe hatte und ich zu Beginn des Eistrainings stark verkühlt war. Mittlerweile passt alles, wir freuen uns auf unsere Rennpremiere in Lillehammer, die Bahn taugt uns, durch die kalten Eisbedingungen ist sie ziemlich anspruchsvoll.“
Yannick Müller:
„Im Vorjahr hat uns zum Teil die Lockerheit aber auch das Selbstvertrauen gefehlt, jetzt werden die Karten neu gemischt, wir hoffen, dass wir gut reinfinden und über die Saison weg konstant starke Läufe zeigen, dann kommen die Ergebnisse von selber. Wir haben am Materialsektor einiges adaptiert, starten mit einer etwas längeren Schale, neuen Schienen und Kufen in die Saison. An Lillehammer selber haben wir nicht die allerbesten Erinnerungen, da wir dort in unserer Debütsaison im Doppelsitzer zu Sturz gekommen sind. So gesehen haben wir noch eine Rechnung offen.“
Juri Gatt:
„Wir hatten in der letzten Saison die größten Defizite bei der Beschleunigung unmittelbar nach dem Start, hier haben wir über den Sommer den Hebel angesetzt und sehr intensiv an der Technik gearbeitet. Zudem haben wir einige neue Schienen getestet. Das Ziel für die heurige Saison ist konstant vorne mitzumischen, wir wollen im Gesamtweltcup in die Top3, auch wenn uns klar ist, dass das in Anbetracht der Konkurrenz ein sehr hoch gestecktes Ziel ist.“
Wolfgang Kindl:
„Im Einsitzer fühle ich mich rodlerisch schon richtig wohl, im Doppelsitzer gilt es noch das eine oder andere zu testen. Hier ist die Abstimmung noch nicht ganz am Punkt, aber bis zum Wochenende bekommen wir das hin. Körperlich ist es leider nach wie vor mühsam, vor allem bei der Regeneration tu ich mir noch ziemlich schwer.“
David Gleirscher:
„Der internationale Vergleich fehlt, aber ich denke, dass die üblichen Verdächtigen nichts verlernt haben und auch wir wieder gut aufgestellt sind. Im Vergleich zum letzten Weltcup hier in Lillehammer steht die Bahn diesmal viel runder, es sind keine Schläge und brutal schnelle Zeiten drinnen. Aufgrund der winterlichen Verhältnisse ist die Eis-Oberfläche hart und extrem glatt. Das sind traumhafte Rodelverhältnisse, wie wir sie so in der Vorbereitung nicht gehabt haben, weil es die Temperaturen schlichtweg nicht zugelassen haben. Jetzt gilt es das Material bestmöglich einzustellen und gut in die Saison reinzustarten.“
Jonas Müller:
„Die Vorbereitung war in Ordnung, Luft nach oben gibt es immer, aber im Großen und Ganzen sollte es passen. Prinzipiell fühle ich mich auf hartem, trockenem Eis sehr wohl, hier in Lillehammer sind aber noch zu viele Rutschphasen drinnen. Für mich wäre es besser, wenn es nicht allzu kalt wird.“
Peter Penz (ÖRV-Techniktrainer):
„Wir haben bei der Weiterentwicklung des Materials vor allem auf die Aerodynamik Wert gelegt, zudem haben wir nach den bitteren Erfahrungen in Sigulda intensiv am Set-up für harte, trockene Eisverhältnisse gearbeitet. Es ist wie immer schwierig vor der Saison zu sagen wohin die Reise geht, ich denke, dass neben den Deutschen, die im Schlittenbau traditionell eine Macht sind, auch die Letten und Amerikaner weiter aufgerüstet haben.“
FIL EBERSPÄCHER Weltcup 2024/2025, Lillehammer/Zeitplan:
Freitag, 29.11.2024 | 10:30 Uhr | Nationencup |
Samstag, 30.11.2024 | 09:00 Uhr | 1. Rennlauf Damen Doppelsitzer |
10:00 Uhr | 2. Rennlauf Damen Doppelsitzer | |
10:55 Uhr | 1. Rennlauf Damen Einsitzer | |
12:20 Uhr | 2. Rennlauf Damen Einsitzer | |
13:35 Uhr | 1. Rennlauf Herren Doppelsitzer | |
14:55 Uhr | 2. Rennlauf Herren Doppelsitzer | |
Sonntag, 01.12.2024 | 09:30 Uhr | 1. Rennlauf Herren Einsitzer |
10:55 Uhr | 2. Rennlauf Damen Einsitzer | |
12:00 Uhr | Mixed/Doppelsitzer | |
13:15 Uhr | Mixed/Einsitzerr |