Einsitzer starten ins Training

Nach der Anreise der Einsitzer am 28. Jänner sind seit Dienstag Früh auch die heimischen Doppelsitzer und restlichen ÖRV-Betreuer in Peking gelandet. Die erste Medaillenentscheidung im Yanqing National Sliding Center fällt am 5. und 6. Februar im Einsitzer der Herren. Das Teilnehmerfeld, 35 Athleten aus 26 Nationen haben sich qualifiziert, absolvierte nach der Bahnbegehung heute das systematische Training, das in zwei Läufen und ohne Zeitnehmung vom Damenstart aus in Angriff genommen wurde. Ab Mittwoch bis Freitag folgen täglich zwei gezeitete Trainingsläufe über die komplette Distanz.
 
Premiere mit deutschem Dreifach-Erfolg
Bei der Weltcuppremiere und Olympia-Generalprobe in Yanqing im vergangenen November dominierten die deutschen Herren das Geschehen. Johannes Ludwig gewann vor Felix Loch und Max Langenhan, dahinter landete David Gleirscher auf Rang vier. Der Olympiasieger von 2018 hatte im ersten Lauf die zweitschnellste Zeit erzielt. Rang fünf ging an den mittlerweile zurückgetretenen Reinhard Egger. WolfgangKindl und Nico Gleirscher, die den ersten Lauf völlig verpatzt hatten, zeigten im zweiten Durchgang, dass es auch anderes herum geht. Kindl machte dank der viertschnellsten Zeit elf Positionen gut und beendete den Weltcupauftakt in China auf Rang neun, Olympiadebütant Nico Gleirscher, im Finallauf der Drittschnellste, belegte beim Saisonauftakt Platz 20.
 
Während im Weltcup zwei Wertungsläufe entscheiden, werden die Olympiamedaillen im Einsitzer nach vier Durchgängen vergeben.
Die Damen, die den Olympia-Eiskanal heute besichtigt und ebenfalls ihr systematischen Läufe absolviert haben, starten am Donnerstag ihre gezeiteten Trainingsläufe.
 
Schnell, schwierig, anders
1583 Meter lang, 16 Kurven, 135km/h Top-Speed, komplett überdacht und 2,5 Milliarden Dollar teuer – der Eiskanal im Yanqing National Sliding Center gilt als Bahn der Extreme und trägt die Handschrift des Architekt Uwe Deyle, der vom Start weg auf hohe Fahrlinien gesetzt hat. Der Stuttgarter, der bereits das Alpensia Sliding Center in PyeongChang entwarf, hat im modernsten Kunsteiskanal der Gegenwart als Herzstück einen 370-Grad Kreisel eingebaut.
 
Stimmen zur Bahn:
Wolfgang Kindl:
„Von außen betrachtet ein brutales Monument, sehr modern, sehr beeindruckend. Die Bahn selber geht vom Herrenstart ziemlich steil weg, gleich die ersten beiden Kurven können rennentscheidend sein. Der Kreisel ist mit 216 Metern der längste den es gibt, generell ist die Bahncharakteristik eigen und komplett anders, als wir es aus dem Weltcup kennen und gewohnt sind. Die Bahn ist sehr lange, technisch anspruchsvoll und schnell, Eigenschaften, die uns entgegenkommen sollten.“
 
David Gleirscher:
„Ein Novum ist sicherlich die krumme Gerade im unteren Streckenbereich, die bergab und bergauf verläuft, erstmals seit den Spielen in Nagano ist auch wieder ein Kreisel eingebaut worden. Wer versteht seinen Schlitten ohne harte Lenkbewegungen zu beschleunigen und den passenden Rhythmus findet, hat hier alle Möglichkeiten. Unterm Strich wird auf dieser Bahn das Gefühl entscheiden.“
 
Madeleine Egle:
„Es gibt von oben bis unten jede Menge Passagen, wo man viel Zeit liegen lassen kann. Oben ist eine saubere Technik gefragt, unten raus müssen Gefühl und Aerodynamik passen. Es ist eine sehr spannende und herausfordernde Bahn.“
 
Armin Frauscher:
„Der obere Bereich ist technisch sehr anspruchsvoll, die Radien sind sehr eng, hier muss man ganz genau fahren und die Zeit mitnehmen. Unten raus muss man sich lang machen und möglichst perfekt dahingleiten. Es gibt ein paar Schlüsselstellen, aus der 13 raus beispielsweise, wo es sehr eng wird, alles in allem ist es eine sehr lässige Bahn.“
 
Erfahren und bestens eingespielt
Angeführt von Cheftrainer Rene Friedl werden Österreich Olympia-Rodler vor Ort von sieben weiteren Bahntrainern betreut. Hinzu kommen zwei Physiotherapeuten, ein Arzt und zwei Techniker. Der jüngste im Betreuerteam ist der 24-jährige Lukas Schlierenzauer, der nach seiner Rodel-Karriere als Trainer im Nachwuchsbereich tätig ist und das erste Mal überhaupt bei Olympischen Spielen im Einsatz ist. 
 
Rene Friedl:
„Wir haben in unserem Betreuerteam viel Erfahrung, sind sehr gut eingespielt. Die Aufgaben - sei es an der Bahn, am Start, beim Schlittenbau, im Kraftraum, oder im organisatorischen Bereich - sind klar zugeteilt, trotzdem ist Flexibilität gefordert. Unser Job ist bestmögliche Rahmenbedingungen zu schaffen, die Athleten mental zu unterstützen und zu Höchstleistungen zu pushen. Auf das gesamte Team warten sehr intensive und am Ende hoffentlich auch erfolgreiche Tage.“