HIGH-SPEED AM SCHLOSSBERG: „DAS PARIS-ROUBAIX DES RODELNS!“

Rodel-Ass Michael Scheikl fiebert den Sport Austria Finals powered by Intersport & Holding Graz bereits entgegen. Der Lokalmatador will nicht nur den Schlossberg mit bis zu 100 km/h bezwingen, sondern auch seine junge Konkurrenz ärgern. Im Interview spricht der 33-Jährige über seine Leidenschaft für das Naturbahnrodeln, die einmalige Chance bei den Finals und den Nachwuchs in Österreich.
 
Michael, was braucht man zum Naturbahnrodeln? 
Michael Scheikl: Man braucht auf jeden Fall viel Leidenschaft. Und Motivation für die Bewegung und den Wettkampf. Es benötigt viele Komponenten, die zusammenspielen müssen.
 
Du bist ja schon lange dabei: Wie bist du zum Rodeln gekommen?
Scheikl: Ich bin jetzt 33 Jahre alt und starte in meine 26. Saison. Anders gesagt: ich widme eigentlich schon mein ganzes Leben dem Rodelsport, Sommer wie Winter. Ich bin damals auch über den Sommer zum Sport gekommen. Ich vergleiche es gerne mit den Skispringern, die auch im Sommer auf den Matten springen. Und wir können mit der Rodel im Sommer asphaltierte Bergstraßen hinunterfahren. Das ist das perfekte Training und auch der perfekte Zugang zur Jugend bzw. zur breiten Masse.
 
Was fasziniert dich so am Rodeln?
Scheikl: Der Kick liegt in der Kurvengeschwindigkeit. Rodeln ist ein sehr technischer Sport. Wir leben vom Schwung, den wir in die Kurve mitnehmen – wir können ja nicht bewusst beschleunigen. Aber gerade im Winter kann man sehr hohe Kurvengeschwindigkeiten fahren. Es ist ein extrem cooles Gefühl, wenn du den Schwung mitnehmen kannst und merkst, es geht was weiter!
 
Wie entscheidend ist das Material?
Scheikl: Ein ganz wichtiges Thema. Es geht vor allem um die Verbindung zum Eis und die Kombination Athlet zum Material. Da gibt’s viele unterschiedliche Wege, die zum gleichen Ergebnis führen. Es ist aber nicht so, dass der mit dem besten Material auch der Schnellste ist.
 
Welche Art von Fahrer bist du?
Scheikl: Ich bin eher der gefühlvolle Fahrer, der einen abwartenden Fahrstil hat. Daher brauche ich eine aggressivere Abstimmung, damit ich mehr Feedback bekomme.
 
Was erwartest du von den Sport Austria Finals?
Scheikl: Für mich als Steirer ist es schon sehr cool, dass ich in der steirischen Landeshauptstadt mit dem Schlossberg ein Stück Kultur befahren darf. Das wird eine einmalige Herausforderung! Ich habe auch den Urlaub extra verschoben. Ich sehe es auch als große Chance, weil wir in einer bevölkerungsreichen Stadt unseren Sport präsentieren können. Deswegen wollte ich da meinen Beitrag leisten. Wir wollen zeigen, wie cool Rodeln ist!
 
Wer wird bei den Sport Austria Finals dein größter Konkurrent sein?
Scheikl: Das wird mit Sicherheit Fabian Achenrainer sein. Ein junger, aufstrebender Athlet, der auch im Nationalteam dabei ist. Er ist DIE nächste Generation! Ich werde alles dafür tun, dass ich ihn ein bisschen ärgern und aufs oberste Treppchen kommen kann. (lacht)
 
Was sagst du zur Strecke?
Scheikl: Den Schlossberg kennt eigentlich jeder. Mein Bruder wohnt auch in Graz, darum bin ich auch öfter dort und gehe auch immer wieder auf den Schlossberg. Vergangenes Jahr im Herbst habe ich dann zum ersten Mal bewusst geschaut, wo ich dann mit der Rodel runterfahren werde. Da sind mir viele kleine Details aufgefallen. Es ist richtig steil, dazu fahren wir auch teilweise auf Kopfsteinpflaster. Da wird es eine Challenge sein, die Geschwindigkeit richtig einzuschätzen. Es ist sozusagen das Paris-Roubaix der Rodler! Das wird man so schnell in Graz nicht mehr sehen.
 
Was sagst du generell zum Konzept der Sport Austria Finals?
Scheikl: Ich finde es eine richtig lässige Idee! Vor allem, wenn man bedenkt, wie sehr der Sport in den vergangenen zwei Jahren gelitten hat. Daher ist es wichtig, ein Zeichen zu setzen! Ein viertägiges Sportfest in der zweitgrößten Stadt Österreichs tut da natürlich sehr gut.
 
Wie siehst du den Rodel-Nachwuchs in Österreich?
Scheikl: Da sieht es mittlerweile wieder sehr gut aus. Vor allem der Verband beziehungsweise die Landesverbände tun einiges, um Nachwuchsfahrer zu rekrutieren. Bei der Generation direkt hinter mir gab es ein kleines Loch, da davor eine große Dichte vorhanden war. Auch ich habe mich schwer in den Kader reinkämpfen müssen. Das Loch wurde aber gefüllt, die Nachwuchsarbeit stark vorangetrieben. Mittlerweile ist der Rodelsport sehr gut aufgestellt.