MIT HEIMVORTEIL IN DEN WELTCUP-WINTER

Am kommenden Wochenende startet der olympische Rodel-Sport in seine 41.  Weltcupsaison. Der Vorhang fällt in Innsbruck-Igls, wo neben dem klassischen Format auch ein Sprint-Weltcup ausgetragen wird. Höhepunkt der Saison sind die Weltmeisterschaften in Winterberg, Ende Jänner.

JÄGER UND GEJAGTE
Die Karten werden neu gemischt, die Rollenverteilung scheint unverändert. Deutschlands Rodel-Asse sind in Sachen Gesamt-Weltcup die Top-Favoriten, die Statistik spricht ganz klar für die Schützlinge von Bundestrainer Norbert Loch. Sohn Felix hat das halbe Dutzend im Einsitzer der Herren im Vorjahr ebenso voll gemacht wie Doppel-Olympiasiegerin Natalie Geisenberger, die bei den Damen auf sechs Weltcup-Gesamtsiege in Serie verweisen kann. Auch im Doppelsitzer hat Deutschland seit sechs Jahren eine blütenweiße Weste. Saisonübergreifend standen Tobias Wendl/Tobias Arlt und Toni Eggert /Sascha Benecken je drei Mal am obersten Treppchen. Erfolgreichster ÖRV-Athlet der letzten Saison war Einsitzer Wolfgang Kindl auf Rang zwei, Penz/Fischler schlossen den vergangenen Weltcup-Winter auf Platz drei ab.

NEUE HACKORDNUNG
Nach dem Aus- und Umstieg der zweifachen Olympiamedaillengewinner Peter Penz und Georg Fischler, die vom Schlitten in den ÖRV-Betreuerstab gewechselt sind und im Rahmen des Heim-Weltcups verabschiedet werden, ruhen die Hoffnungen im Doppelsitzer auf den Schultern von Thomas Steu und Lorenz Koller. Die U-23 Weltmeister von 2017, die bei den Olympischen Spielen von Pyeongchang mit Rang vier haarscharf an einer Sensation vorbeigerast waren, haben definitiv das Potential die Erfolgsgeschichte Österreichs in dieser Disziplin fortzusetzen. Dahinter klafft allerdings eine Lücke. Die Junioren Gatt/Schöpf haben zweifelsohne Talent, brauchen aber noch Zeit und sollen ohne Druck und auf Raten in den kommenden zwei Jahren in das Weltcup-Team eingebaut werden. Auch bei den Damen ist die Personaldecke mit BirgitPlatzer und Madeleine Egle überschaubar, auch hier sollen die hoffnungsvollsten Talente, angeführt von Hannah Prock, Lisa Schulte und Anna Saulite sukzessive in den Weltcup integriert werden. Während Steu/Koller für den Auftakt der Doppelsitzer gesetzt sind, müssen die ÖRV-Damen ihre Tickets für den Weltcupstart im Nationencup (23.11.) lösen.

Gänzlich anders gestaltet sich die Situation bei den Herren, wo sechs Athleten - darunter Olympiasieger David Gleirscher und Doppel-Weltmeister Wolfgang Kindl - berechtigte Ansprüche stellen. Das Problem: im Weltcup gibt es pro Nation lediglich fünf Startplätze. Das erste „Opfer“ ist Armin Frauscher, der in der internen Ausscheidung für den Weltcup-Auftakt den Kürzeren zog. Bleiben Reinhard Egger, der aktuell wie Gleirscher und Kindl in der Gesetztengruppe des Weltverbandes (FIL) aufscheint, sowie Nico Gleirscher und Jonas Müller, die sich am Freitag via Nationencup qualifizieren können. 

LIMITIERTE SACHE
Im Herren-Einsitzern sind pro Weltcuprennen jeweils 15 Athleten fix qualifiziert, weitere 17 Startplätze werden im Nationencup ausgefahren. Ausschlaggebend für die Gesetzengruppe sind die Ergebnisse der drei vorangegangenen Weltcups. Das Starterfeld der Damen besteht aus 28 Athletinnen, zwölf davon sind vorqualifiziert. Im Doppelsitzer umfasst die Gesetztengruppe zwölf Schlitten, ebenso viele kommen über den Nationencup hinzu.

SIMULATION
Am Igls-Wochenende kann sich jeder sein eigenes Urteil darüber bilden, wie es sich anfühlt mit 120km/h und mit bis zu 6G Anpressdruck um Tausendstel zu kämpfen. Ein Rodelsimulator, dessen Entwicklung von der FH Kufstein begleitet wurde, ermöglicht eine sichere Fahrt im Renntempo. Das Ausprobieren der IKARODEL ist ab Freitag möglich, der Simulator ist bei der Kurve 14, unterhalb des Bobcafes zu finden.

PROGRAMM 

Freitag23. November
09.30 UhrNationencup
11.00 UhrPressekonferenz
14.30 UhrAbschluss-Training/Gesetztengruppe
Samstag24. November
09.50 UhrEinsitzer Damen – 1. Lauf
11.15 UhrEinsitzer Damen – 2. Lauf
12.40 UhrDoppelsitzer – 1. Lauf
14.00 UhrDoppelsitzer – 2. Lauf 
Sonntag25. November
10.15 UhrEinsitzer Herren – 1. Lauf
11.50 UhrEinsitzer Herren – 2. Lauf
13.30 UhrSprint Damen
14.05 UhrSprint Doppelsitzer
14.50 UhrSprint Herren

STIMMEN

Rene Friedl (ÖRV-Cheftrainer und Sportdirektor):
„Wir haben unsere Eisvorbereitung heuer erstmals in Sotschi gestartet und unterm Strich auf sechs Bahnen getestet. Abgesehen von ein paar Stürzen und kleineren Blessuren hat alles nach Wunsch geklappt, wir sind guter Dinge und hoffen, dass wir dort anknüpfen können, wo wir im Vorjahr aufgehört haben. Bei den Herren sind wir speziell im Einsitzer sehr gut aufgestellt, im Doppelsitzer fehlt uns die Breite, dafür haben wir mit Steu/Koller einen weiteren Schlitten, der ganz vorne reinfahren kann. Schwieriger ist die Ausgangsposition bei den Damen, hier soll die Saison für die kontinuierliche Weiterentwicklung genutzt werden. Unser Ziel für den Weltcupauftakt sind zwei Podestplätze.“

David Gleirscher:
„Wenn mir die perfekten Läufe gelingen, kann ich gewinnen - das habe ich in Pyeongchang gezeigt und dieses Ziel verfolge ich jetzt im Weltcup. Vor dem ersten Rennen weiß niemand so wirklich wo er steht, deshalb bin ich mit den Prognosen für den Auftakt eher vorsichtig. Zumal mir Igls nicht unbedingt liegt, in den letzten Jahren habe ich mir zumindest immer recht schwer getan. Mir ist klar, dass die allgemeine Erwartungshaltung gestiegen ist, das ist mir aber definitiv lieber als umgekehrt. Ich versuche mich nicht verrückt machen zu lassen und werde alles daran setzen meine Leistung zu bringen.“

Wolfgang Kindl:
„Ich habe mir vor zwei Wochen bei einem Sturz ein Knochenmarködem im Mittelhandknochen zugezogen. Ganz ausgestanden ist die Sache noch nicht, ich muss speziell beim Starten und Anfahren auf die Zähne beißen, trotzdem gehe ich die Sache optimistisch an. Mein Set-up hat im Training gut angezeigt, ich fühle mich am Schlitten sehr wohl und freue mich, dass es endlich wieder los geht.“

Thomas Steu:
„Wir hatten erstmals eine Vorbereitung ohne Sparringpartner, das ist ungewöhnlich und sicher kein Vorteil. Auf der anderen Seite kommen von Peter und Georg sehr wertvolle Inputs, die Zusammenarbeit mit ihnen klappt richtig gut. Wir haben ihren Olympiaschlitten übernommen, leicht adaptiert und sind sehr gespannt wohin die Reise geht. Ein Top-6 Platz ist das Minimalziel, wenn wir unsere Möglichkeiten abrufen, können wir um die Podestplätze mitfahren.“