Optimale Unterstützung für bestmögliche Leistung

Cheftrainer und Sportdirektor Rene Friedl lässt eine bärenstarke Saison der ÖRV-Asse Revue passieren, spricht über die größten Emotionen, aktuelle Stärken, die ÖRV-Talentschmiede und mögliches Verbesserungspotential.
 
Die vorolympischen Weltcup-Saison endet mit 6 Siegen und insgesamt 23 Podest-Platzierungen – das ist ein neuer ÖSV-Rekord. Dazu die Kristallkugeln im Weltcup und vier WM-Medaillen. Wenn man sich von den zahlreichen Höhepunkten, die besonders emotionalen herauspicken möchte, welche wäre das?
Rene Friedl: „Zunächst der Einstieg und Auftaktsieg von Thomas Steu und Lorenz Koller in Innsbruck-Igls, dann der erste Weltcup-Podestplatz von Madeleine und schließlich die Weltmeisterschaft am Königssee. Sowohl die beiden Titel als auch die Leistung von David Gleirscher waren sehr bewegend. Auf seine schmerzhaften Erfahrungen und die vielen Enttäuschungen, die er auf dieser Bahn in der Vergangenheit erlebt hat, mit drei WM-Medaillen zu antworten, war schon sehr speziell.“
 
Sie gelten als erfolgreicher Medaillenschmid, sind seit 15 Jahren Cheftrainer der ÖRV-Nationalmannschaft. Worauf ist die aktuelle Stärke der Mannschaft zurückzuführen?
„Wir haben in den letzten Jahren einige Nachwuchsrodler und Talente mit Erfolg in die allgemeine Klasse integrieren und in Richtung Weltspitze weiterentwickeln können, haben eine bunten Mischung aus jungen Wilden und alten Hasen und eine insgesamt tolle und hungrige Truppe. Hinzu kommt ein sehr kompetentes Trainerteam, wo jeder in seinem Bereich seine Freiheiten hat, individuell arbeiten kann und die gegenseitige Unterstützung selbstverständlich ist. Wir sind gut eingespielt, tauschen uns viel aus, verfolgen alle ein und dasselbe Ziel. Im Bereich Materialentwicklung, Trainingssteuerung und Umfeld-Betreuung sind wir sehr gut aufgestellt. Wir wollen, dass jeder Athlet sein Bestes bringen kann und vom Verband die möglichst optimale Unterstützung bekommt. Diesen Prozess versuche ich mit meinem Know-how, meiner Erfahrung und meiner Sozialkompetenz bestmöglich zu beeinflussen.“
 
Mit den 19-jährigen Junioren Juri Gatt/Riccardo Schöpf war heuer erstmals wieder ein dritter ÖRV-Doppelsitzer im Weltcup dabei, Selina Egle (18) und Barbara Allmaier (17) haben ihre Feuertaufe ebenfalls mit Bravour gemeistert, die Talentschmiede beim ÖRV dürfte funktionieren.
„Das stimmt. Im Bundesleistungszentrum wird unter der Regie unserer Nachwuchskoordinatorin Sandra Lembert, Nachwuchs-Cheftrainer Markus Kleinheiz und zahlreichen Helfern hervorragend gearbeitet. Der zweite Stützpunkt in Bludenz wird uns künftig dabei helfen, die Bereiche Scouting und Weiterentwicklung noch effizienter gestalten zu können.“
 
Bei allem Jubel und der aktuellen Zufriedenheit, in welchen Bereichen orten Sie noch Defizite?
„Ach, da fällt uns genügend ein. Die anderen Nationen schlafen ja nicht, wir dürfen generell nicht lockerlassen, schließlich geht es darum, sich einen Vorteil zu erarbeiten. Die größten Defizite orte ich aktuell beim Start, hier tun wir uns bei gewissen Startbock-Geometrien schwer, auch bei der Athletik müssen wir in Blickrichtung Olympische Spiele noch nachschärfen. Ein Thema ist sicherlich auch die fehlende Konstanz bei den Herren, die technische Aufbereitung muss ebenfalls besser werden.“
 
Apropos Zukunft, wie sieht die Vorbereitung für die Olympiasaison aus, ab wann werden die Ärmel wieder hochgekrempelt?
„Wir lassen den Februar noch mit ein paar Materialtests in Innsbruck-Igls und Königssee ausklingen, anschließend haben die Sportler etwas Urlaub. Sie bekommen aber ein individuelles Programm mit auf den Weg, denn ganz ohne Aktivitäten wird es nicht funktionieren. Ziel ist, dass alle ihre Wehwehchen ausheilen und beim Trainingsauftakt Mitte April fit und hungrig wieder einsteigen.“