Premiere ohne Glatteisgefahr

Österreichs Rodel-Asse testen diese Tage erstmals in Cortina d'Ampezzo. Der neue Olympia-Eiskanal weiß zu überzeugen, die Euphorie hält sich aufgrund des Baustellen-Flairs aber noch ein wenig in Grenzen.

Am Montag war Premiere, seit Mittwoch wird im Cortina Sliding Centre von den angestammten Starthöhen gerodelt. Die Bahncharakteristik und Schlüsselstellen der „Pista Olympica Eugenio Monti“ sind mittlerweile ausgemacht, nun dreht sich alles um die optimale Linie und Abstimmung.
 
Rund 140 Athlet:innen aus 25 Nationen nutzen die internationale Trainingswoche für ein erstes Kennenlernen, darunter auch das 19-köpfige ÖRV-Aufgebot, das seine Trainingsläufe gemeinsam mit Athlet:innen aus Schweden und der Ukraine bestreitet. Während sich die 1.730 Meter lange Bahn bereits gut in Schuss zeigt, gibt es beim Rundherum und der Präparierung noch Luft nach oben. Probleme bei der Wasserzufuhr ließen in den halbstündigen Wartungsarbeiten zwischen den einzelnen Gruppen bisher nur Teilpräparierungen zu. Die aufgrund der warmen Temperaturen reifige Eisoberfläche bremste die Geschwindigkeiten und Zeiten deutlich ein. Wie sich die Bahn bei kalten Temperaturen und hartem Eis rodelt, bleibt vorerst unbeantwortet.
 
Abgerundet wird das Training im Cortina Sliding Centre mit den ersten teaminternen Qualifikationsläufen, die für Dienstag geplant sind. Bei den Olympischen Spielen sind im Einsitzer je drei und im Doppelsitzer je zwei Schlitten startberechtigt. Der Wettlauf um die Olympiatickets wird Ende November im Rahmen des Test-Events, der zweiten internationalen Trainingswoche in Cortina, fortgesetzt. Zudem werden bei den Nominierungen die Weltcupergebnisse von Igls, Park City, Lake Placid, Sigulda, Winterberg und Oberhof berücksichtigt.
 
Stimmen:
Armin Frauscher:
„Die Bahn beginnt technisch anspruchsvoll und ist speziell unten raus gut zum Gleiten, es ist eine moderne und interessante Bahn, die sich alles in allem sehr fein rodeln lässt. Die drucklosen, langgezogenen Kurven kommen uns entgegen, wir wissen was zu tun ist, jetzt gilt es die Abstimmung voranzutreiben und sich die Ideallinie zu erarbeiten.“
 
Hannah Prock:
„Die Kurvenprofile erinnern mich mit den langen Ein- und Ausfahrten teilweise an die asiatischen Bahnen. Die technischen Herausforderungen sind abgesehen der Kurve vier überschaubar. Was man oben verliert ist unten raus aber nur noch schwer aufzuholen, da es ab dem Übergang 14-15 wieder bergauf geht. Ich denke man kann sich diese Bahn sehr gut erarbeiten, mir taugt sie.“
 
Lisa Schulte:
„Es hat sich bestätigt, was sich bereits bei der Pre-Homologierung gezeigt hat. Auch wenn es sich nicht rasend schnell anfühlt und man kaum Feedback vom Schlitten bekommt, ist es grundsätzlich eine coole Bahn. Der obere Bereich ist eher flach, beinhaltet aber einige technische Schwierigkeiten, wie beispielsweise die Ausfahrt aus der Kurve vier. Ab der Kurve neun sorgt das Gefälle für mehr Geschwindigkeit, speziell in den großen und langgezogenen Kurven im unteren Bahnbereich kann man den Schlitten richtig gut laufen lassen. Mit der Ausfahrt aus der Kurve elf ist der erste Tiefpunkt der Bahn erreicht, es geht dann kurz flach dahin, anschließend folgt mit der Schikane in der 12/13 die erste von zwei Bergauf-Passagen.“
 
Wolfgang Kindl:
„Man hat im Vorfeld gehört, dass es eine sehr leichte Bahn ist, ich persönliche finde, dass sie durchaus ihre Tücken hat. Vor allem der obere Bereich ist technisch anspruchsvoll, in den ersten Kurven muss die Linie zwingend passen. Im unteren Bereich ist dann mehr Speed drinnen. Hier musst du dich richtig lang machen, die Aerodynamik muss am Punkt sein. Die Bedingungen haben bisher nicht allzu schnelle Fahrten zu lassen, ich hoffe schon, dass es noch schneller wird.“
 
David Gleirscher:
„Ich habe mir am Anfang etwas schwer getan, mich aber mittlerweile mit der Bahn gut anfreunden können. Es ist keine High-Speed-Bahn, die Herausforderung ist nicht das Runterkommen, sondern die Limits optimal auszureizen und schnell zu sein.“
 
Christian Eigentler (ÖRV-Cheftrainer):
„Im Unterschied zur Infrastruktur und den Baustellen Drumherum ist die Bahn grundsätzlich gut in Schuss. Die Kurven drei, vier und fünf haben sich als Schlüsselstellen herauskristallisiert, sonst hält sich der technische Anspruch eher in Grenzen. Du musst mit minimalem Aufwand die Linie halten, das macht es umso schwieriger auf Zug zu kommen. Es gab in dieser Woche immer wieder Probleme mit der Präparierung, ich gehe davon aus, dass es noch um einiges schneller wird.“
 

06.12.2024, Olympia Eiskanal, Innsbruck, AUT, Medientag Rodel Austria, Training, im Bild David Gleirscher // during a training for the Media Day Luge Austria prior to the Eberspaecher Luge World Cup at the Olympia Eiskanal in Innsbruck, Austria on 2024/12/06. EXPA Pictures © 2024, PhotoCredit: EXPA/ Johann Groder
Müller/Frauscher (AUT), Herren Doppel am 18. Januar 2025, Rennrodel Weltcup in der Veltins EisArena Winterberg vom 17. - 19. Januar 2025, Foto: Dietmar Reker / Sportpresse Reker / honorarpflichtiges Foto