Rodler starten Rennbetrieb

Am kommenden Wochenende eröffnet die internationale Kunstbahn-Weltspitze mit der Olympia-Generalprobe im chinesischen Yanqing die Weltcupsaison 2021/22.
 
Österreichs Rodel-Team ist seit Montag komplett. Die beiden „Nachzügler“ Hannah Prock und Jonas Müller, die aufgrund eines positiven Coronatests von Markus Prock und den begleitenden Vorsichtsmaßnahmen verspätet angereist waren, haben den Trainingsbetrieb umgehend aufgenommen. Mittlerweile hat das Duo auf der Olympiabahn im National Sliding Center Yanqing jeweils ein dutzend Trainingsläufe absolviert. Weitere Zusatzläufe im Rahmen des Trainings für den bevorstehenden Weltcupauftakt wurden seitens des Internationalen Verbandes nicht gewährt.
 
Nach einer zehntägigen Eingewöhnungsphase, in der sich 170 Aktive aus 27 Nationen die komplett überdachte und mit 1.583 Metern längste Kunsteisbahn weltweit erarbeitet haben, werden nun die Karten aufgedeckt. Am Freitag startet mit dem Nationencup das Gerangel um die letzten Startplätze für den Weltcupauftakt. Bei den Herren, wo die Top-15 der drei vorangegangenen Weltcuprennen für die Punktejagd gesetzt sind, sind alle fünf Österreicher vorqualifiziert. Bei den Damen und Doppelsitzern, wo jeweils die Top-12 der drei vorangegangenen Rennen gesetzt sind, müssen Selina Egle, Hannah Prock, Lisa Schulte sowie Juri Gatt/Riccardo Schöpf in die Qualifikation. Die Olympiageneralprobe wird am Samstag von den Doppelsitzern und Herren eröffnet. Am Sonntag steht zunächst die Konkurrenz der Damen auf dem Programm, abgerundet wird der Weltcupauftakt auf chinesischem Eis mit einer Team-Staffel.
 
Spannung nimmt Fahrt auf
Mit dem Saisonstart geht auch der teaminterne Wettstreit um die China-Fahrkarten für den kommenden Februar einher, denn konträr zum Weltcup gibt es bei Olympischen Spielen für Einsitzer lediglich drei und für Doppelsitzer nur zwei Startplätze. Damit stehen spannende Wochen bevor, speziell bei den ÖRV-Herren ist ein enges und intensives Rennen vorprogrammiert. Neben Olympiasieger David Gleirscher rodeln der amtierende Sprint Weltmeister Nico Gleirscher, Wolfgang Kindl, Doppel-Weltmeister von Igls, der Vize-Weltmeister von Sotschi, Jonas Müller sowie der WM-Zweite von Winterberg, Reinhard Egger um die Olympia-Tickets. Bei den Damen „verschärft“ Selina Egle die Qualifikation. Die 18-jährige Maturantin, die im Vorjahr bei der Weltmeisterschaft ihr Debüt in der allgemeinen Klasse gefeiert und beim Saisonfinale in St. Moritz als Elfte ihre erste Weltcuppunkte erobert hat, soll positiven Druck auf ihre Schwester und Teamkolleginnen ausüben. Bei den Doppelsitzern steigen neben den Gesamtweltcup-Siegern Thomas Steu und Lorenz Koller, Yannick Müller und Armin Frauscher, sowie Juri Gatt und Riccardo Schöpf, in den Ring. Für Müller/Frauscher, die im Overall-Ranking im Vorjahr Rang sechs einnahmen, ist es nach ihrem Disziplinenwechsel die dritte Saison im Doppelsitzer, Gatt/Schöpf starten in ihrer zweite Weltcupsaison in der allgemeinen Klasse.
 
Stimmen:
Rene Friedl (ÖRV-Cheftrainer & Sportdirektor):
„Anfangs war aufgrund der strengen Covid-Regularien der chinesischen Gesundheitsbehörden etwas Geduld gefragt, aber wir haben uns rasch akklimatisiert und uns mit den Gegebenheiten vor Ort gut zu Recht gefunden. Seit Montag sind auch Hannah Prock und Jonas Müller vor Ort, sie haben gleich am Dienstag acht Trainingsläufe absolviert und sich dank der Hilfe unserer Mannschaft recht schnell mit der Bahn anfreunden können. Ich hätte mir hier vom Internationalen Verband mehr Unterstützung erwartet, denn insgeheim habe ich mir, im Sinne des Olympischen Gedankens und der Fairness, doch mehr Zusatzläufe für meine Athleten gewünscht. Abgesehen davon sind wir mit der Vorbereitung zufrieden. Was wir in den ersten offiziellen Trainings gesehen haben, stimmt uns auf jeden Fall zuversichtlich. Bei den Doppelsitzern hinterlassen vor allem Steu/Koller einen sehr starken Eindruck. Gatt/Schöpf und Müller/Frauscher fehlt noch die Konstanz, aber auch sie haben schon schnelle Läufe gezeigt. Bei den Herren waren im Training alle fünf bei der Musik dabei, auch bei den Damen sind wir auf einem guten Weg. Die Bahn verlangt allen alles ab, es gibt überall kleine Ecken und Kanten, wo man große Fehler machen kann und sofort weg ist. Es wird mit Sicherheit ein sehr spannender Saisonauftakt, bei dem wir uns einiges ausrechnen.“
 
Jonas Müller:
„Wir haben im Vorfeld und vor Ort von unseren Teamkollegen jede Menge Information und Unterstützung bekommen, damit war es ein Stück weit leichter, sich die Bahn rasch zu erarbeiten. Die ersten Fahrten waren schwierig, einige Kurvenausfahrten sind ewig lang, da muss man sich erst zu Recht finden. Als ich mit die Lenkpunkte erarbeitet hatte, hat es begonnen Spaß zu machen. Mittlerweile passt der Rhythmus, ich bin zuversichtlich und hoffe natürlich, dass mir am Wochenende konstant schnelle Läufe gelingen.“
 
David Gleirscher:
„Speziell zu Beginn des Trainings stand die Bahn vom Eisausbau her anders als bei der Homologierung vor einem Jahr. Die Verantwortlichen haben rasch reagiert und an einigen Stellen nachgebessert, jetzt passt alles. Wir haben intensiv getestet, ich fühle mich auf der Bahn sehr wohl, bin generell gut drauf und freue mich, dass es endlich los geht.“
 
Madeleine Egle:
„Es ist eine sehr coole Bahn, aber es hat viel Energie und Akribie gebraucht, bis ich die richtige Abstimmung gefunden habe. Mittlerweile schaut es ganz gut aus, die letzten Tage sind sehr positiv verlaufen, ich denke die Richtung stimmt.“
 
Hannah Prock:
„Anfangs hatte ich etwas mit der Zeitumstellung zu kämpfen, aber wir hatten speziell an den ersten Tagen so viel zu tun, dass ich die Müdigkeit automatisch ausgeblendet habe. Mittlerweile habe ich mich gut eingelebt und mir die Bahn erarbeitet, sie hat ihre Tücken, ist technisch sehr anspruchsvoll, aber ich habe mich auf Anhieb sehr wohl gefühlt.“