STARKER ABGANG

Jonas Müller sorgte beim Weltcupfinale am Königssee mit Rang zwei für einen würdigen rot-weiß-roten Abschluss. Die mannschaftliche Geschlossenheit und bärenstarke Saisonbilanz der ÖRV-Asse bestätigt den eigeschlagenen Kurs.

Spannender hätte die Ausgangsposition vor der Entscheidung im Einsitzer der Herren nicht sein können. Roman Repilov (RUS) hatte seinen Punktepolster aufgrund des Startverzichts in Winterberg nahezu komplett eingebüßt, ein Zähler trennten den Russen von Dominik Fischnaller (ITA), auch Repilovs Landsmann Semen Pavlichenko war mit einem Rückstand von 54 Zählern noch in absoluter Schlagdistanz. Am Ende des Tages jubelte Repilov am Lautesten. Der amtierende Doppel-Weltmeister, zur Halbzeit auf Rang vier, ließ in Durchgang zwei mit einen neuen Startrekord und Laufbestzeit nichts anbrennen und sicherte sich mit Platz drei zum zweiten Mal nach der Saison 2016/17 den Gesamt-Weltcup. Semen Pavlichenko fixierte am Königssee seinen zwölften Weltcupsieg, Jonas Müller raste mit einem minimalen Rückstand von drei tausendstel Sekunden auf Rang zwei. Für den Vize-Weltmeister von Sotschi war es der fünfte Podestplatz der Saison, damit beendete der Vorarlberger den Gesamt-Weltcup unmittelbar vor David Gleirscher als bester Österreicher auf Rang fünf.
 
Ein tolles Ausrufezeichen gelang heute auch Nico Gleirscher der mit Rang acht aufhorchen ließ. Der 22-Jährigen erzielte damit nach dem vierten Rang von Igls sein zweitbestes Saisonergebnis. Reinhard Egger, der in der Saisonvorbereitung von einem Bauchdeckenriss ausgebremst wurde, verbesserte sich nach einem durchwachsenen ersten Lauf und Zwischenrang 16 dank der viertschnellsten Zeit im Finale auf Gesamtrang neun. Unmittelbar hinter Egger folgten Wolfgang Kindl und David Gleirscher auf den Plätzen zehn und elf.
Die mannschaftliche Stärke spiegelt auch der Gesamt-Weltcup wider, neben Müller und David Gleirscher platzierte sich mit Reinhard Egger (8.) ein weiterer Österreicher in den Top-10. Der WM-Dritte von Sotschi, Wolfgang Kindl, landete in der Endabrechnung auf Platz elf, Nico Gleirscher belegte im Overall-Ranking auf Rang 20.
 
Die abschließende Team-Staffel findet nach dem gestrigen Sturz von Müller/Frauscher ohne österreichische Beteiligung statt. Kommende Woche testen die Schützlinge von Cheftrainer Rene Friedl auf der Heimbahn in Igls Material, anschließend erfolgt eine kurze Verschnaufpause ehe der Trainingsbetrieb im April wieder voll aufgenommen wird.
 
Stimmen:
Jonas Müller:
„Nach dem Training war das absolut nicht zu erwarten, so gesehen trauere ich auch den drei Tausendstel nicht nach. Ich bin mit dem Ergebnis brutal zufrieden, es war ein super Abschluss einer fantastischen Saison. Bei mir fährt seit dem Weltmeistertitel im Sprint (2019) das Selbstvertrauen mit, ich habe heuer die notwendige Lockerheit draufgehabt und bin mit meiner Bilanz mehr als zufrieden. Heute wird ein wenig gefeiert, nach den Materialtests kommende Woche gönne ich mir dann etwas Ruhe.“
 
Wolfgang Kindl:
„Aufgrund meiner Verletzungen, allen voran dem Haarriss in der Speiche, war ich praktisch die gesamte Saison über gehandicapt und habe speziell am Start sehr viel Zeit eingebüßt. Damit habe ich mich oftmals mit weniger begnügen müssen, umso mehr habe ich mich über WM-Bronze gefreut. Ich werde in der Pause bis zum Trainingsauftakt mit Ruhe und intensive Therapiemaßnahmen dagegen steuern und hoffe die Vorbereitung auf die kommende Saison dann voll durchziehen zu können.“
 
David Gleirscher:
„Auch wenn mich das heutige Finale klarerweise nicht zufriedenstellt, war es eine sehr gute Saison. Ich habe mit der Mannschaft EM-Gold geholt, im Sprint WM-Silber eingefahren und im Weltcup neben zwei Podestplätzen meinen ersten Sieg gefeiert. Wenn man bedenkt, was speziell bei der WM noch möglich gewesen wäre, zeigt das, dass wir gut gearbeitet haben. Die kurze Pause ist für uns alle wichtig, in Anbetracht der vielen Blessuren ist es gut, dass die Saison vorbei ist.“
 
Rene Friedl (ÖRV-Cheftrainer und Sportdirektor):
„In Anbetracht der Umstände war es eine absolut starke Saison. Wir haben durch die schwere Verletzung von Thomas Steu ab Sigulda unseren Parade-Doppelsitzer vorgeben müssen, waren dadurch auch in den Team-Staffel-Bewerben schwächer aufgestellt. Damit haben Yannick und Armin gleich in ihrer allerersten Saison mehr Verantwortung übernehmen müssen, die Art und Weise wie sie sich jede einzelne Bahn erarbeitet und das gelöst haben, war beeindruckend. Bei den Damen ist Madeleine am Start ein wichtiger Schritt gelungen, sie hat ihre Möglichkeiten speziell in der zweiten Saisonhälfte konstant abrufen können. Für unserer Juniorinnen Lisa und Hannah hängen die Trauben in der allgemeinen Klasse noch etwas höher, aber auch ihre Entwicklung stimmt mich zuversichtlich. Extrem erfreulich war die Vorstellung unserer Herren, wir haben ein bärenstarkes Kollektiv, da ist viel Zug und Qualität drinnen. Wir haben bei der Welt- und Europameisterschaft je drei Medaillen in der allgemeinen Klasse geholt, im U-23-Ranking angeschrieben und im Weltcup 15 Podestplätze eingefahren, darunter sechs Siege. Der starke Zusammenhalt innerhalb der Mannschaft, die tolle Arbeit von Tobias Schiegl und Peter Penz in der Materialentwicklung und im konditionellen Bereich, oder der unermüdliche Einsatz unseres Physiotherapeuten, der in dieser Saison mehr zu tun hatte als uns lieb war, sprechen für sich. Wir absolvieren jetzt noch ein paar Materialtests, gönnen unseren Aktiven dann drei, vier Wochen Pause. Wichtig wäre, dass alle ihre Blessuren in den Griff bekommen, damit wir im April gleich voll loslegen können.“
 
Ergebnis Königssee

Herren:
 

1.Semen PavlichenkoRUS1:38.359
2.Jonas MüllerAUT+0.003
3.Roman RepilovRUS+0.067
8.Nico GleirscherAUT+0.477
9.Reinhard EggerAUT+0.479
10.Wolfgang KindlAUT+0.588
11.David GleirscherAUT+0.593

 
Gesamt-Weltcup

1.Roman RepilovRUS765 Punkte
2.Dominik FischnallerITA749
3.Semen PavlichenkoRUS741
5.Jonas MüllerAUT556
6.David GleirscherAUT549
8.Reinhard EggerAUT464
11.Wolfgang KindlAUT417
20.Nico GleirscherAUT215