„Wintersportler werden im Sommer gemacht!“

Nach den Erfolgen im Yanqing National Sliding Center sprechen Cheftrainer Rene Friedl und Verbandspräsident Markus Prock über den Erwartungsdruck, die Stärken der Mannschaft, ihre Wahrnehmung der Peking-Spiele und bevorstehende Herausforderungen.

Rene, zwei Medaillen waren das Ziel, drei sind es geworden, dazu das Blech und die Plätze fünf und sechs bei den Damen – wie zufrieden stimmt dich die Ausbeute der Peking-Spiele?
Rene Friedl: „Auch wenn wir zum Abschluss in der Team-Staffel noch mit Gold geliebäugelt haben, sind wir mit den Leistungen und den drei erreichten Medaillen absolut happy und sehr zufrieden.“

Wie groß war der Erfolgsdruck im Vorfeld, immerhin gelten die Rodler seit Jahrzehnten als verlässliche Medaillengaranten bei Großveranstaltungen?
Rene Friedl: „Wir sind den Druck bei Großveranstaltungen anschreiben zu „müssen“ mittlerweile gewohnt, sehen das auch als Privileg. Es ist nicht selbstverständlich sich diese Ausgangsposition zu erarbeiten. Umso mehr freut es mich, dass wir auch diesmal unserem erfolgreichen Ruf gerecht geworden sind.“

Als großes Plus werden immer wieder eure Gemeinschaft und Teamstärke genannt, was sind die weiteren Faktoren für den anhaltenden Erfolg der Rodler?
Rene Friedl: „Zum einen die Erfahrung und das enorme Wissen ehemaliger Rodel-Größen wie Tobias Schiegl, Peter Penz, Andreas Linger, oder Markus Prock, das in unsere Arbeit miteinfließt, zum anderen der technische Prozess, den wir mit unseren Partnern permanent vorantreiben und umsetzen. Unser Material läuft richtig gut, die Athleten arbeiten hart und haben sich für ihren Einsatz wieder belohnen können.“

Markus, du hast als Sportler an sechs Olympischen Spielen teilgenommen und drei Medaillen gewonnen, wie hast du die China-Spiele punkto Organisation und Durchführung wahrgenommen?
Markus Prock: „Organisatorisch war es aufgrund der Corona-Maßnahmen nicht einfach, aber es hat alles sehr gut funktioniert und ist, aus unserer Sicht, perfekt abgelaufen. Die Wahrnehmung war aber natürlich aufgrund der fehlenden Zuschauer und Stimmung schon anders.“

Ihr habt im Vorfeld wenig dem Zufall überlassen, hattet 11 Betreuer mit vor Ort, an den Anzügen getüftelt und sogar eine eigene Maschine zur Präparierung der Schienen mit im Gepäck – gibt der Erfolg dem Investment Recht?
Markus Prock: „Ja natürlich! Wir haben unsere Hausaufgaben sehr gut gelöst, unser Ziel übertroffen und hätten auch noch eine vierte Medaille machen können. Ohne professionalen Hintergrund und Aufwand macht man heutzutage keine Medaillen mehr.“

Welche Leistungen haben dich bis jetzt besonders begeistert?
Markus Prock: „Die Leistung von Wolfi Kindl war schon gigantisch. Wenn man gesehen hat, wie der gekämpft hat und wieviel er investieren musste, um es wieder in die Weltspitze zurückzuschaffen, dann verdient das einfach großen Respekt. Und dann natürlich die dritte Goldmedaille von Matthias Mayer, das ist auch ganz speziell!“

Rene, ihr reist bereits am Samstag zurück nach Österreich. Hattest du die Gelegenheit dir andere Bewerbe anzuschauen bzw. was geht sich noch aus?
Rene Friedl: „Leider ist sich das nicht ausgegangen, dazu war unser Programm zu intensiv und wichtig. Vielleicht schaue ich noch bei der Skeleton-Entscheidung vorbei, viel mehr wird aufgrund der schnellen Rückreise nicht möglich sein.“

Wie lange wird die Verschnaufpause dauern?
Rene Friedl: Wenn das Material rechtzeitig zurückkommt, werden die einen oder anderen noch Fahrten in St. Moritz absolvieren, spätestens Mitte April werden wir dann wieder ins Athletiktraining einsteigen. Nach der Saison ist vor der Saison, der Wintersportler wird im Sommer gemacht.“

Markus, wann beginnt für dich die Weichenstellung für die kommende Saison, welche Themen und Herausforderungen haben Priorität?
Markus Prock: „Allzu lange wird die Pause nicht sein. Wir müssen wieder einen Vierjahresplan aufstellen, die Weichen für die nächsten Olympischen Spiele stellen. Es stehen Vertragsverhandlungen an, die Zusammenstellung des Trainerteams - wer hört auf, wer rückt nach, wer macht weiter und so weiter. Es wird sicher wieder eine Herausforderung, aber ich bin davon überzeugt, dass wir wieder ein starkes Team bilden werden.“

Foto: ÖOC/GEPA-Pictures